Arbeitssysteme nach Mensch und Planet ausrichten.

Wie eine Leistungsgesellschaft mentale Gesundheit herausfordert.

Weltweit existieren sehr unterschiedliche Arbeitssysteme und damit auch diverse Anforderungen an die Arbeitsbedingungen. Entsprechend dem „Sustainable Development Goal 8“ (SDG 8) der UN soll die Basis aller Arbeitssysteme eine menschenwürdige Arbeit in Kombination mit nachhaltigem Wirtschaftswachstum sein. Speziell in Deutschland spielt die mentale Gesundheit beim Arbeiten eine immer größere Rolle, die häufig durch Leistungsdruck beeinflusst wird. Weitere Bereiche des Sektors Arbeit sind zu verändern, um Arbeitsbedingungen zu kreieren, die den Menschen und Planeten stärken.

Weltweit unterschiedliche Arbeitsbedingungen mit dem gemeinsamen Ziel menschlicherer Arbeit.

Die Bedingungen unter denen gearbeitet wird, sind auf der Welt sehr unterschiedlich. Um das zu verdeutlichen, gibt es den ILO-Report „World Employment and Social Outlook: Trends 2019“ (erschienen im Februar 2019), der die Arbeitsbedingungen von 41 Ländern vergleicht. Herausfordernd ist dabei, dass die Systeme der Arbeit sehr unterschiedlich in den einzelnen Ländern sind.

Liegt mal der Fokus verstärkt auf der Landwirtschaft wie z.B. in den lateinamerikanischen Staaten mit rund 30%, sind in Südkorea, den USA und Deutschland mittlerweile unter 5% der Beschäftigten in dem Bereich tätig. Auch die Struktur zwischen Selbstständigen und Angestellten ist sehr verschieden. Z.B. sind 15% in der EU und 10% in den USA selbstständig, wohingegen z.B. knapp 50% in Nicaragua und Honduras selbstständig sind. Der Report zeigt, wie unterschiedlich die Arbeitssysteme und dadurch auch die Anforderungen an die Arbeitsbedingungen in den verschiedenen Ländern sind.

Mit dem ILO-Report wird der Status Quo im Hinblick auf das Nachhaltige Entwicklungsziel Nr. 8 „Menschenwürdige Arbeit für alle und nachhaltiges Wirtschaftswachstum“ der UN aufgedeckt. Hier sind die weiteren Ziele zu finden: un.org/sustainabledevelopment. Dabei steht nicht nur Vollbeschäftigung auf der Agenda, sondern eine menschenwürdige und qualitativ hochwertige Arbeit. Was das genau bedeutet, lässt in den einzelnen Ländern Interpretationsspielraum zu und dass im Worst Case auf dem Rücken der Berufstätigen. Fakt ist, dass der ILO-Report aufweist, dass Verbesserungen im Sektor Arbeit weltweit notwendig sind. Beispiele sind dabei fehlende Arbeitsmöglichkeiten, der große Geschlechterunterschied in der Erwerbsbeteiligung und Bezahlung, schlechte Arbeitsbedingungen im Sinne von Arbeitszeiten, Arbeitsintensität, Arbeitsplatz, sozialer Umgebung, Qualifikation und Zukunftsaussichten.

Durch die unterschiedlichen Arbeitssysteme in den Ländern und das jeweilige Niveau existieren andere Herausforderungen. Werfen wir den Blick auf Deutschland und das Arbeitssystem, sind es u.a. folgende Fokusthemen, die eine neue Herangehensweise benötigen: die Berücksichtigung von unbezahlter Arbeit wie z.B. die Versorgung von Angehörigen oder das Schmeißen des Haushalts, die derzeit noch vorwiegend Frauen zugeschrieben wird, sowie das Geschlechtergefälle in Bezug auf die Bezahlung oder die Langzeitarbeitslosigkeit. Das körperliche K.o. durch Arbeiten wird in Deutschland immer seltener – Arbeitsschutz und Robotik sei Dank. Die Gesundheit der Berufstätigen steht jedoch vor neuen Herausforderungen. Um eine bessere Arbeitswelt in Deutschland zu erschaffen, wird das Einbeziehen der Psyche und damit der mentalen Seite immer relevanter.

Mit Leistungsdruck umgehen – als Profisportler:in oder als Berufstätige:r.

Mit dem derzeit noch anhaltenden Credo, dass Wachstum das Kernziel einer Organisation ist, steigt der Leistungsdruck. Schneller, besser, mehr und das immer weiter und weiter. Profisportler:innen kennen sich sehr gut mit diesem Leistungsdruck in geballter Form und zusätzlicher medialer Aufmerksamkeit aus. Zu dem täglichen körperlichen Training gehört daher in der Regel ein mentales Training, um mit dem Druck umzugehen. Diese Maßnahme zum Ausgleich ist in der Arbeitswelt noch nicht angekommen. Spannend und ein weiterer Vorteil dessen ist, dass sich viele Sportler:innen dadurch besonders gut selbst einschätzen können und genau wissen, wie sie ticken. Wodurch es diesen leichter fallen kann, privat und beruflich passendere Entscheidungen zu fällen. In der Arbeitswelt aller Berufstätigen stehen zukünftig immer mehr Veränderungen und damit einhergehenden Entscheidungen an, wodurch auch Berufstätigen ein mentales und selbstreflektierendes Training hilft.

In Deutschland werden wir früh daran gewöhnt, dass es gut ist, etwas zu leisten. In vielen Bereichen zeigt sich immer wieder die geforderte Leistungsgesellschaft. Leistung wird dabei meistens mit harter und viel Arbeit assoziiert. Dass dieses Maß ab einem gewissen Punkt die menschliche Psyche angreift und wir mental überfrachtet sind, ist eine Folge dieser Leistungsgesellschaft. Derzeit ist das Arbeitssystem in Deutschland noch danach ausgerichtet, wer am längsten im Büro sitzt, scheint sehr wichtig und arbeitet am besten. Wer immer „keine Zeit“ hat, macht wichtige Dinge und wenn es richtig anstrengend ist, dann ist der Erfolg verdient. Diese entstandene Leistungsgesellschaft passt mit der bisherigen Arbeitsausrichtung in Organisationen gen „Wachstum und Profit an erster Stelle“ sehr gut zusammen.

Stellt sich die Frage, wie ein Arbeitssystem aussehen kann, dass sich auf das Stabilisieren oder Verbessern der mentalen Gesundheit der Mitarbeitende fokussiert – im Sinne von „human-first-not-profit“. Interessant ist dieser Aspekt auch im Hinblick auf eine neue Ausrichtung von Organisationszielen in Richtung Nachhaltigkeit – im Sinne von „planet-first-not-profit“.

Das bisherige Arbeitssystem hat auch innerhalb einer Organisation weitere mentale Angriffe in petto. Mobbing, Machtspielchen, Langeweile, Überforderung sind nur einige Auswirkungen des bisherigen Arbeitssystems und Ursachen dafür, dass die mentale Gesundheit im Job leidet. Daher ist ein menschlicheres Arbeitssystem gefordert, dass wieder mehr den Menschen, das Individuum, beim Arbeiten stärkt und nicht schwächt. Helfen kann dabei, dass wir in uns hineinhören, was wir benötigen und uns selbst reflektieren, wo wir gerade stehen und was wir brauchen.

Kontingent für körperlichen oder mentalen Ausgleich

Sich mit sich selbst und der eigenen, mentalen Gesundheit zu beschäftigen, erfordert Muße und Zeit. Genau dieser Raum könnte in Organisation geschaffen werden – ähnlich zum mentalen Training von Profi-Sportler:innen. Eine Möglichkeit ist, dass ein Kontingent für Berufstätige entsteht, dass Zeit oder Budget zur Verfügung stellt, um sich um die eigene Gesundheit zu kümmern. Vor allem mit dem neuen Fokus auf die mentale Gesundheit, denn hier verursacht das deutsche Arbeitssystem derzeit neue Baustellen, deren Auswirkungen immens sein können.

Finde heraus, wo du mit deiner aktuellen Arbeitswelt stehst. Z.B. wie gesund du dich mental und körperlich fühlst und wie du mit Leistungsdruck in einer Leistungsgesellschaft umgehst. Ordne dein persönliches Arbeitssystem ein – dreht es sich um Wachstum und Profit? Oder um dich, deine Mitmenschen, den Planeten und nachhaltige Projekte?

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