Verstehe Prägungen der nächsten Arbeitsgenerationen, um den Wandel selbst zu gestalten.
Lerne dein Maß zwischen Konsum und Wohlstand sowie Verzicht und Zufriedenheit kennen.
Die Prägungen unterschiedlicher Arbeitsgenerationen zu kennen, hilft den eigenen Wunsch zur Gestaltung der Arbeitswelt besser einzuordnen und das Arbeitsumfeld besser zu verstehen. Im Zuge aufkommender Veränderungen für mehr Klimaschutz, für mehr Selbstverwirklichung und mehr „Erleben“ statt „Besitzen“, kommt die Frage nach Konsum und Verzicht auf. Diese wird in der sogenannten Suffizienzokönomie in einem passenden Maß ins Verhältnis gesetzt.
Wechselnde Ausrichtungen des Arbeitsmarktes durch generationsspezifische Prägungen.
Berufstätige auf dem deutschen Arbeitsmarkt sind zu 21% Babyboomer (geboren zw. 1946-64), zu 35% GenX (geboren zw. 1965-79), zu 34% GenY (geboren zw. 1980-93) und zu 10% GenZ (geboren zw. 1994-2010). Die Prozentzahlen aus dem Jahr 2019 basieren auf Daten von deutschlandinzahlen.de. Die GenAlpha (geboren zw. 2011-heute) ist nach GenZ die nächste Generation, die den Arbeitsmarkt erobern wird. Damit dominieren derzeit die GenX und GenY den deutschen Arbeitsmarkt.
Diese Unterteilung hilft, um zu verstehen, wie die Personengruppen geprägt sind und worauf sie Wert legen. Hier sei gesagt, dass diese Einteilung in generationsspezifischen Charakteristika stark verallgemeinert dargestellt wird. Dennoch lohnt sich ein Blick, wie der Arbeitsmarkt von den unterschiedlichen Denk- und Handlungsweisen beeinflusst wird.
Die unterteilten Personengruppen sind in der Regel unterschiedlich sozialisiert. Dabei wurden sie durch unterschiedliche Ereignisse geprägt und mussten jeweils mit der veränderten Situation zurechtkommen. Beispiele sind die Pandemie, die Wirtschafts- und Finanzkrise, der Wirtschaftsboom nach dem 2. Weltkrieg aber auch der Internetboom, die Digitalisierung oder die Globalisierung. Allein die Betrachtung der Entwicklung der Informationstechnologie in den letzten 30 Jahren zeigt, in welcher kurzen Zeit enorme Veränderungen stattfinden. Seit 1991 ist das WWW erstmals frei verfügbar, 1999 gab es das erste internetfähige Handy am Markt, seit 2001 das Web 2.0 bzw. Mitmach-Web, seit 2003 gibt es ein starkes Wachstum von sozialen Netzwerken und seit 2014 gibt über eine Milliarde Homepages.
Das Arbeitsumfeld besser verstehen mit der Perspektive auf unterschiedliche Arbeitsgenerationen.
Auf dem Arbeitsmarkt treffen all die verschiedenartigen Denk- und Handlungsweisen der Beschäftigten aufeinander. Das Bewusstsein als Arbeitnehmer:innen oder Selbstständigen über die unterschiedlichen Prägungen, Denkweisen und Wünsche, hilft, die aktuelle Arbeitswelt und das Verhalten einzustufen.
Die GenX sehen Arbeit als Mittel, um Geld zu verdienen und ein materiell abgesichertes Leben zu führen. Sie setzen auf einen beruflichen Aufstieg, um dadurch wertgeschätzt zu werden. Work-Life-Balance rückt zwar in den Fokus, jedoch ist die nächsthöhere Position meist noch wichtiger. Zugleich ist eine unabhängige und individuelle Gestaltung der Arbeit das, was sie sich wünschen.
Es geht weniger um den Job, der das meiste Geld bringt, als vielmehr um den Job, der einen selbst erfüllt, denn „Erleben“ ist wichtiger als „Besitzen“. Auch die berufliche Förderung ist ein großes Thema für die GenY, denn ihnen fehlt es oft an Personen, an denen sie sich orientieren können. Mentoring ist dafür z.B. eine Lösung und kann neue Perspektiven aufzeigen. Work-Life-Balance wird eher zu Work-Life-Blending, denn auch in der Freizeit setzen sie sich für relevante Themen ein. Zugleich kann während der Arbeitszeit auch etwas Privates erledigt werden, so wünschen es sich viele der GenY. Der Job soll der Persönlichkeit („work-fit“) entsprechen und sinnvoll sein.
Zu merken ist das z.B. an der hohen Fluktuation von Arbeitnehmer:innen der GenY, die auf der Suche nach sinnerfüllten Jobs sind. Durch diese Entwicklung stellen sich immer mehr Unternehmensverantwortliche die Frage, aus welchem Grund die eigene Organisation überhaupt existiert. So wird der übergeordnete Sinn („Purpose“) der Tätigkeit deutlicher herausgearbeitet, der hoffentlich davor nur etwas weniger im Fokus stand. Denn der Umkehrschluss wäre, dass die Tätigkeiten im Unternehmen sinnlos waren und keinem Zweck gedient haben.
Bei der GenZ geht der Wunsch nach Selbstverwirklichung vom Berufs- ins Privatleben über. Sich selbst zu entfalten, ist enorm wichtig. Zudem führen die vielen Optionen häufig zu Ratlosigkeit und es besteht Unsicherheit, was denn nun wirklich zu ihnen passt. Im Gegensatz zur GenY ist die Trennung von Work-Life bei der GenZ wieder wichtiger. Flexibilität ist das A und O in allen Bereichen des Arbeitens, wie z.B. der Ort oder die Zeit. Es verschiebt sich der Fokus von der einen Organisation für die gearbeitet wird, hin zu den Fähigkeiten der jeweiligen Person und möglichen Einsatzgebieten der Fähigkeiten. Daraus verschwimmt der Ansatz eine Position in einer Organisation auszuführen, als viel mehr verschiedene Rollen, die auf die Fähigkeiten zugeschnitten sind und für unterschiedliche Organisationen angeboten werden.
Mit dem Fokus auf Selbstverwirklichung wird Gehalt zukünftig eine andere Rolle spielen.
Dokumentationen über Minimalismus, Tiny Houses und Phänomene wie den Hype um die KonMari-Methode (initiiert von Marie Kondō: eine Spezialistin im Bereich Aussortieren und Ordnung halten) unterstreichen die Annahme, dass im Leben 20% der eigenen Gegenstände in 80% der Zeit genutzt werden. Das bedeutet, dass rund 80% von dem was uns gehört, gar nicht uns gehören muss, da wir es quasi nicht nutzen. Die Sharing-Economy und Upcycling bzw. Recycling-Bewegung unterstützt dabei, so dass wir insgesamt weniger neu kaufen müssen.
„Niemand soll immer mehr haben wollen müssen.“ so Prof. Dr. Uta von Winterfeld, Professorin für Politische Ökologie an der Uni Kassel, und während der Satz auf der Zunge zergeht, fällt auf, dass der Druck immer das Neuste haben zu wollen mit dem Nachhaltigkeitsgedanken kollidiert. Trotzdem ist er gesellschaftlich verankert und genau das prägt einen Großteil unserer Arbeitsgesellschaft. Je mehr Geld ich verdiene, desto mehr kann ich mir leisten und i.d.R. desto mehr konsumiere ich und das in Dauerschleife. Häufig fühlt sich genau das nach Wohlstand an und wenn nicht konsumiert wird, nach Verzicht.
Suffizienzökonomie – nur das konsumieren, was ich wirklich brauche.
Genau darauf wirft Suffizienzökonomie (sufficiere = ausreichen, genügen) einen Blick. Darunter wird verstanden, das richtige Maß beim Konsumieren und Konsumverzicht zu finden. Es besteht die Annahme, dass auch ein geringerer Ressourcenverbrauch ein zufriedenstellendes (suffizientes) Leben ermöglicht. Aktuell wird bei Organisationen Wachstum als Fortschritt betrachtet und Stillstand als Rückschritt, ebenso Verzicht. Dabei ergibt es an vielen Stellen wenig Sinn noch mehr zu wachsen, weil dann vieles im Überfluss besteht. Daher gilt es das (Konsum-)verhalten neu zu definieren – sowohl als Privatperson und auch als Organisation. Übermäßiger Verbrauch soll aufgedeckt und möglichst wenig Ressourcen verwendet werden, Verzicht und Nachteile werden berücksichtigt.
In der Arbeitswelt muss dieser Punkt neu durchdacht werden, denn in einer zukünftigten Arbeitsgesellschaft, in der Arbeitende lieber mit Organisationen zusammenarbeiten, die eine Nachhaltigkeitspolitik haben, kann und wird es nicht immer klassischen Wachstum geben. Dann wird Verzicht ein Teil von zukünftigem Wachstum sein, womöglich, um als Organisation von Kund:innen akzeptiert zu werden. Womöglich indem das Unternehmen bei jeder verkauften Einheit den eigenen, ökologischen Fußabdruck ausgleicht. Ein Beispiel Wachstum neu zu denken, zeigt die Outdoor-Marke Patagonia. Deren Hauptziel ist nicht mehr Wachstum, sondern Nachhaltigkeit. Um das in den Fokus zu rücken, sollen beispielsweise die Produkte des Unternehmens Patagonia von Kund:innen zurückgekauft, aufbereitet und zu günstigeren Preisen wieder verkauft werden.
Überlege, wie deine Arbeitswelt aussehen wird, wenn die GenY und GenZ und deren Denkweisen den Arbeitsmarkt immer weiter prägen. Mit diesem Blick auf Generationsprägungen kannst du deine beruflichen Themen so anbringen, dass sie mit der nächsten Generation vorangetrieben werden. Dabei wird die richtige Mischung aus Konsum und Wohlstand sowie Verzicht und Zufriedenheit entscheidend sein.
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